AKTUELL: Das 38. Kurzfilm Festival Hamburg (31.05.–06.06.2022)

AKTUELL: Das 38. Kurzfilm Festival Hamburg (31.05.–06.06.2022)
, 31/05/2022, , in FILM & THEATER

RELEASE: WETTBEWERBSFILME & FESTIVALTRAILER

Das 38. Kurzfilm Festival Hamburg (31.05.–06.06.2022) gibt die Filmauswahl der Wettbewerbsprogramme 2022 bekannt und stellt den diesjährigen Festivaltrailer des vietnamesischen Künstlers Phạm Ngọc Lân vor.

FILME IM WETTBEWERB 2022
Mit dem Festivalmotto Echoes From the Near Future verhandeln Künstler:innen aus der ganzen Welt hochaktuelle Themen wie die Klimakatastrophe, Pandemie, Krieg, Heimat – und entwerfen gleichzeitig filmische Utopien für eine gemeinsame Zukunft. Drei Kommittees haben aus mehreren tausend internationalen Einreichungen eine Auswahl von 91 Projekten für die diesjährigen Wettbewerbsprogramme getroffen.

Weitblick im Internationalen Wettbewerb: Haulout

Im Internationalen Wettbewerb wurden 43 Filme ausgewählt, die der Gegenwart den Spiegel vorhalten. Dokumentarisch, fiktional, hybrid, animiert und essayistisch. So wird unter anderem die bildgewaltige dokumentarische Arbeit Haulout von Evgenia Arbugaeva und Maxim Arbugaev präsentiert, die die Auswirkungen steigender Temperaturen anhand einer außergewöhnlichen Expedition in die Arktis aufzeigt. Handbuch von Pavel Mozhar ist eine detaillierte Rekonstruktion der Repression und Gewalt, die belarussische Demonstrant:innen nach der Präsidentschaftswahl 2020 erleiden mussten.

Chaos im Deutschen Wettbewerb: Die Hüter des Unrats

Der Deutsche Wettbewerb beschäftigt sich unter anderem mit der Suche nach der eigenen Stimme, dem In-Verbindung-Treten und dem Verhältnis zwischen Drinnen und Draußen – Themen, die durch Pandemie und Isolation an Bedeutung gewonnen haben. Eine dystopische Science-Fiction zum Thema Corona liefert beispielsweise Bjørn Melhus mit Homesick, der mithilfe beklemmender Bilder und einer Collage aus Tonspuren anderer (apokalyptischer) Filme den Pandemie- und Lockdownerfahrungen filmisch nachspürt. Susann Maria Hempel stellt mit Die Hüter des Unrats. Eine kurze Geschichte des Abfalls die Frage nach der archivarischen Funktion von Müll im Anthropozän. Unter den insgesamt 25 Filmen sind auch Hamburger Filmschaffende vertreten, darunter Christian Bau, Paul Spengemann und HFBK-Studierende wie Helena Aljona Kühn.

Im Wettbewerb Dreifacher Axel sind 23 Filme unter drei Minuten Länge zum diesjährigen Thema Auf ganz dünnem Eis zu sehen: Vom simplen Trash aus Litauen (Fishing No. 1) über Essayistisches von der Weser (Polkappen der Erinnerung) bis hin zu einem animierten Rap über das Leben US-amerikanischer Hobos (Boxcar Wizards).

ZUR LISTE ALLER WETTBEWERBSFILME

„Der jährliche Auswahlprozess der Filme ist ein Geschenk. Zu sehen, was gerade Stand der Dinge in Sachen Kurzfilm ist – und diese„Der jährliche Auswahlprozess der Filme ist ein Geschenk. Zu sehen, was gerade Stand der Dinge in Sachen Kurzfilm ist – und diesen dann dem Publikum zu zeigen! In diesem Jahr haben wir die Lust am Geschichtenerzählen ganz besonders gespürt: Einerseits in Melodramen mit starken Protagonist:innen und großen Gefühlen. Andererseits auch im Kleinen, Essayhaften. Im Kino Tränen verdrücken … für mich persönlich ein großer Moment.“
– Maike Mia Höhne, Künstlerische Leiterin

FESTIVALTRAILER VON PHẠM NGỌC LÂN
Ein vietnamesisches Märchen geht so: Die Frau eines in den Krieg gezogenen Soldaten zeigt nachts auf den Schatten, den die Öllampe an die Wand wirft, und erzählt ihrem Sohn, dass der Schatten sein Vater sei, um das Kind in den Schlaf zu trösten. „Das Bild eines Schattens an der Wand ruft in mir etwas Fernes und Ursprüngliches hervor”, sagt Regisseur Phạm Ngọc Lân, den das Kurzfilm Festival Hamburg eingeladen hat, den Trailer zum diesjährigen Motto Echoes From the Near Future zu realisieren. Ideal, gelten Lâns eigenwillige Filmarbeiten doch als Zeitmaschinen mit dreidimensionaler Verknüpfung der Zeit-Raum-Achsen. Gleichzeitig erinnert das Schatten- und Projektionsspiel an die Funktionsweise des Kinos: „Ähnlich wie in dem Märchen setzt das Kino durch die Bilder, die es malt, unsere Fantasie frei und regt sie an. Vielleicht waren wir – das Publikum – immer schon diese Kinder, irgendwie unschuldig und durstig nach Geschichten?“, fragt Phạm Ngọc Lân, der als neue Stimme Vietnams gilt. Seine Kurzfilme feiern ihre Weltpremieren erst auf den großen Festivals – auch in Hamburg – und werden im Anschluss weltweit gezeigt.

ZUM FESTIVAL TRAILER

ASIEN, EKSTASE, BANKEN: WEITERE FESTIVALPROGRAMME 2022
Die kuratierten Programme in der Sektion Labor der Gegenwart blicken in diesem Jahr auf drei Themen: Das Labor der Gegenwart Asia – Poetics & Politics macht eine Vielzahl asiatischer Perspektiven sichtbar und setzt mit fünf kuratierten Programmen einen klaren und sehr vielfältigen Asienschwerpunkt, der sich auch durch das gesamte Festivals zieht. Kurator:innen sind unter anderem die Filmemacherin Pimpaka Towira (Thailand), der in Berlin lebende chinesische Filmemacher und Queer-Aktivist Popo Fan sowie internationale Künstler:innen-Kollektive, darunter die aktivistische Gruppe „Collective“ (Taiwan). Der Filmemacher, Kurator und Filmkonservator Mark Toscano, seit vielen Jahren tätig im „Academy Film Archive“, beschäftigt sich im Labor der Gegenwart Ecstasy anhand eines analogen Filmprogramms mit den Themen Rausch und Ekstase. Und im Labor der Gegenwart Hamburger Positionen wird in diesem Jahr die Forderung laut: „Besetzt die Banken!“. In zwei Programmblöcken richtet sich der Blick auf Obdachlosigkeit und Zuflucht, historische Hausbesetzungen und Kommunen sowie auf Wohnungsnot und ungewöhnliche Lösungsversuche.


Es wird bunt im Open Space: Remigate

Im Archiv der Gegenwart widmet sich der Kurator Tobias Hering dem migrantischen Film in Deutschland und richtet ein besonderes Augenmerk auf die Spielarten des Widerspruchs in einer Gesellschaft, die von sich stets behauptet, „aus der Geschichte gelernt“ zu haben und dabei noch immer nicht in der Gegenwart angekommen ist. Der Open Space wird dieses Jahr vom indonesischen Kollektiv „Lab Laba Laba“ (Edwin, Lisabona Rahman und Rizki Lazuardi) kuratiert. Die Ausstellung Home – And its Hidden Corners konjugiert den Begriff Heimat. Im Zentrum der Ausstellung steht die Arbeit Solaris vom Kollektiv „Tromarama“: Eine Livesimulation der Umweltverhältnisse einer Quallenfamilie, die nur an einem ganz bestimmten Ort der Welt leben kann.

Gesellschaftsrelevante und fachliche Seminare, Workshops und Panels komplettieren das Programm.

ENDLICH WIEDER VOR ORT

„Nach zwei Jahren ohne Kurzfilm Festival Hamburg im gewohnten Umfang freuen wir uns unglaublich, endlich wieder vor Ort im Kino und in unserem Festivalzentrum zu sein, der Post am Kaltenkircher Platz. Ein Ort wie die Post muss bespielt werden, um dem Hamburger Publikum und Gästen aus aller Welt zu zeigen, was solche Räume für die Kulturszene leisten und bedeuten. Endlich können wir wieder die Türen öffnen und kreative Impulse durch die Umnutzung dieses riesigen goldenen Kastens nicht nur in die Stadt, sondern in viele andere Länder schicken – ‚Echoes from the near Festivalzentrum‘.“
– Sven Schwarz, Organisatorischer Leiter

ZUM UMGANG MIT RUSSISCHEN FILMEN
Das Kurzfilm Festival Hamburg verurteilt den völkerrechtswidrigen Angriffskrieg Russlands und bekundet ausdrückliche Solidarität mit der Ukraine, ihrer Bevölkerung und allen Kulturschaffenden. Die Reaktion auf den russischen Angriffskrieg kann dennoch kein herkunftsbedingter Boykott russischer Filmemacher:innen sein. Die Position des Kurzfilm Festivals Hamburg zum Umgang mit russischen Filmproduktionen ist hier vollständig nachzulesen.

Zum gesamten Statement

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