LITERATURE: Frankfurter Buchmesse 2013 – Mehr als 90 Stimmen tragen die Kultur Brasiliens nach Frankfurt more…

LITERATURE: Frankfurter Buchmesse 2013 – Mehr als 90 Stimmen tragen die Kultur Brasiliens nach Frankfurt more…
, 09/10/2013, , in LITERATURE

Vorschaubild Alexander Heimann: Ehrengast Brasilien 2013


Foto: Alexander Heimann – Eröffnung Brasilien: Zur Foto-Galerie der Frankfurter Buchmesse 2013!

Beim Pressegespräch im Haus des Buches in Frankfurt gab Brasilien, der Ehrengast der Frankfurter Buchmesse 2013, einen Vorgeschmack auf sein literarisches und kulturelles Programm zum Frankfurter Bücherherbst. An den offiziellen Eröffnungsfeierlichkeiten am 8. Oktober wird die brasilianische Kulturministerin Marta Suplicy als politische Repräsentantin teilnehmen. Zwei der wichtigsten Stimmen der zeitgenössischen brasilianischen Literatur, Ana Maria Machado und Luiz Ruffato, werden die Messe literarisch eröffnen. „Brasilien – Ein Land voller Stimmen“, so das Motto des diesjährigen Ehrengasts, soll für das Messepublikum in der Ausstellung im Forum (Ebene 1) mit künstlerischen Mitteln erlebbar werden. Brasilien ist nach 1994 zum zweiten Mal Gastland der Frankfurter Buchmesse.

Die Tradition der Ehrengäste der Frankfurter Buchmesse gibt es seit vier Jahrzehnten
„Seit 40 Jahren gibt es Ehrengäste auf der Frankfurter Buchmesse und aus den Gastlandauftritten von einst, mit Lesungen von 20 Autoren, sind wahre Kulturfestivals geworden, die alle Aspekte der Kultur eines Landes abbilden“, so Juergen Boos, Direktor der Frankfurter Buchmesse. Erst seit rund zehn Jahren sind die Auftritte der Gastländer umfassender geworden. Inzwischen gibt es ein
breites kulturelles Rahmenprogramm, das in ganz Deutschland von März bis Oktober stattfindet.
„Wir sehen heute weit gefächerte Kulturprogramme unter dem Primat der Literatur“, so Boos. „Was früher klassische Lesungen waren, ist heute Diskurs. Damit wird uns ein anderer Blick auf die Kultur unserer Ehrengäste gewährt und wir sehen sie in einem anderen zeitgenössischen Kontext.“ Zu Beginn der Ehrengasttradition wurden die Programme der Ehrengäste noch von der Buchmesse
erstellt. Weil der Blick von außen jedoch unzureichend war, liegt die Ausgestaltung der Gastlandpräsentationen seit einiger Zeit bei den Ländern selbst.

92 brasilianische Stimmen stellen ihr Land und ihre Literatur vor
92 brasilianische Autoren aus nahezu jedem literarischen Genre sollen ihre Werke und Positionen in mehr als 150 Veranstaltungen vorstellen. Neben dem Programm auf dem Messegelände, wird es zahlreiche Lesungen in der City geben, so z.B. im Literaturhaus, in der Zentralbibliothek oder in der Romanfabrik. Der Vorsitzende des Organisationskomitees und Präsident der Stiftung
Brasilianische Nationalbibliothek, Renato Lessa, ist stolz auf das literarische Programm, das so hervorragende Schriftstellerinnen und Schriftsteller wie Andréa del Fuego, Beatriz Bracher, Patrícia Melo und Paulo Lins nach Deutschland bringen wird. „Die Kriterien der Autorenauswahl waren u.a. bereits erschienene oder geplante Veröffentlichungen im Ausland, Diversität und Vielfalt der literarischen Stile und Genre, sowie die unterschiedlichen geografischen Regionen Brasiliens“, erläuterte Lessa. Brasilien fördert bis zum Jahr 2020 mit rund 35 Millionen US-Dollar Übersetzungen in den Bereichen Belletristik und Sachbuch. Insgesamt erscheinen im Rahmen des Übersetzungsprogramms bis zum Oktober 270 geförderte brasilianische Titel, 48 davon in deutscher Sprache.

Die Ehrengast-Ausstellung als Schmelztiegel der Kulturen
Die Dynamik des kulturellen Wandels Brasiliens sowie die Verschmelzung unterschiedlichster kultureller Einflüsse sind Leitfaden und Thema im 2.500 Quadratmeter großen Brasilien-Pavillon auf der Frankfurter Buchmesse. Gestaltet wird die Ausstellung von Bühnenbildnerin und Regisseurin Daniela Thomas und dem Architekten Felipe Tassara. „Unsere Idee besteht darin, die soziokulturelle Vielfalt Brasiliens anhand wichtiger Momente der brasilianischen Kunst und Kultur, in Design und Architektur, der Musik, intellektueller Aktivität, der Volkskultur sowie deren Beziehung zum literarischen Reichtum und der Lebensart Brasiliens darzustellen“, erläutert
Thomas. Abseits der Klischees sollen die Besucher Brasilien als ein Land erfahren, das sich seiner selbst und der ungeheuren Kraft seiner inneren Widersprüche, der beständigen eigenen Dramatisierung, bewusst ist. Das Herzstück des Pavillons bildet ein aus „Pappziegeln“ geformter Rundgang, der an brasilianischen Jugendstil erinnert. Inhaltliche Elemente sind u.a. Videoinstallationen von Gisela Motta und Leandro Lima, künstlerische und illustrative Bilder von Celso Longo und Daniel Trench und eine Kunstinstallation von Heleno Bernardi.

Frankfurt am Main unter den Zuckerhut
Die zeitgenössische Kulturvielfalt Brasiliens wird nicht nur auf dem Messegelände, sondern auch in der Stadt erfahrbar. Insgesamt werden bis zum Ende der Buchmesse zehn Musik-Events, acht Ausstellungen, fünf Theateraufführungen, ein Zyklus mit Lesungen aus der neuen brasilianischen Dramaturgie, zwei Tanzdarbietungen und fünf Performanceprojekte geboten. „Leitmotive unserer Präsentation sind Diversität und Vielfalt unserer Kultur. Deshalb war es uns wichtig, unterschiedlichste Kunstformen und Regionen in unser Programm zu integrieren“, so Antonio Grassi, Präsident der brasilianischen Kunststiftung FUNARTE.

Den Startschuss für das brasilianische Kulturprogramm werden Rapper Criolo und Musiker Lenine auf dem Museumsuferfest geben. Weitere Highlights sind z.B. die Ausstellung „Hélio Oiticica – Das große Labyrinth“ im Museum für moderne Kunst (28. September 2013 – 12. Januar 2014), die durch drei begehbare Außenarbeiten des Künstlers im Palmengarten (31. August bis 27. Oktober 2013) ergänzt wird, sowie die Ausstellung „Brasiliana. Installationen von 1960 bis heute“, die ab dem 2. Oktober in der Schirn Kunsthalle gezeigt wird. Die Schirn widmet sich zudem mit der Ausstellung „Street-Art Brazil“ der Vielfalt der brasilianischen Graffiti-Kunst (5. September – 27. Oktober 2013). Weitere brasilianische Stationen werden u.a. im Mousonturm, im Deutschen Architekturmuseum, in der Brotfabrik, im Portikus oder im Hessischen Rundfunk sein.
(Quelle: Frankfurter Buchmesse)

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