Nachruf für „FAZ“-Mitherausgeber Dr. Frank Schirrmacher – der bedeutende Kulturjournalist starb am Donnerstag, dem 12. Juni 2014, in Frankfurt am Main und wurde vierundfünfzig Jahre alt. more…
Vorschaubild: Dr. Frank Schirrmacher (Copyright F.A.Z.)
Der „Dirty Harry des Feuilletons“ ist tot
Frank Schirrmacher – vierzehn Jahre nach Ende des 2. Weltkrieges geboren, im 14. Jahr des 21. Jahrhundert mit erst 54 Jahren gestorben: Ein schillernder Komet am Firmament des deutschen Journalismus.
In der politischen Geographie nicht einzuordnen als „links“ oder „rechts“. Als „Kulturpessimist“ gescholten, als „Journalist des Jahres“ geehrt (2004) und nochmals: „Kulturjournalist des Jahres“ 2010.
Wer war diese herausragende Persönlichkeit und als wer bleibt er in der Erinnerung?
„Ich beginne zu glauben“ titelte er einen Aufsehen erregenden Artikel in der konservativen Frankfurter Allgemeinen Zeitung, deren Mitherausgeber er 1994 als erst 35-Jähriger wurde, „dass die Linke recht hat“. Als Konservativer müsse er bekennen, „dass die
gegenwärtige ´bürgerliche´ Politik falsch ist.. (und), viel erstaunlicher, dass die Annahmen ihrer größten Gegner richtig sind“ (15. August 2011).
Ein Querdenker, der sich in den verschiedenen politischen Lagern wechselnde Freunde und Gegner generierte – aber immer auch, wenn auch kritische, Bewunderer seiner nicht immer politisch korrekten Ansichten und Einsichten.
Frank Schirrmacher war es, der dem gesellschaftskritischen Literaturnobelpreisträger Günter Grass in einem Interview das Bekenntnis entlockte, einst Mitglied der Waffen-SS gewesen zu sein und damit einen globalen Shitstorm auslöste.
Er löckte wider den Zeitgeist und blieb doch ein Geisteskind seiner Zeit.
„Dirty Harry des Feuilletons“, so nannte ihn der nicht minder querköpfige Jakob Augstein in der Wochenzeitschrift DIE ZEIT vom 2. März 2006: „Ein Mann ohne Komplex“. Frank Schirrmacher – ein erloschener Komet, dessen Lichtecho noch weit in die Zukunft
leuchten wird.